Zahlenvorlage |
18.10.2022 16:20:00
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Lufthansa-Aktie fester: Jahresprognose dank gutem Sommerquartal angegoben - Eurowings streicht erneut etwa jeden zweiten Flug - AUA-Bordpersonal streikt vorerst nicht
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der Lufthansa-Aktie legte nach den Neuigkeiten sprunghaft zu und erreichte mit einem Plus von 4,6 Prozent sein Tageshoch. Allerdings bröckelten die Gewinne schnell wieder ab. Zum Handelsschluss lag das Papier nur noch mit 1,57 Prozent im Plus und damit lediglich im hinteren Mittelfeld des MDAX.
Mit seiner Prognose eines operativen Milliardengewinns übertraf der Lufthansa-Vorstand auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Erst Anfang August hatte Konzernchef Spohr sein Ziel auf mehr als 500 Millionen Euro angehoben. Branchenexperten waren im Schnitt zuletzt von gut 800 Millionen Euro ausgegangen.
Doch das wichtige Sommergeschäft lief für den Lufthansa-Konzern trotz Streiks von Bodenpersonal und Piloten besser als gedacht. So erzielte der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal einen Umsatz von 10,1 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie im coronageprägten Sommer 2021. Der bereinigte operative Gewinn lag mit 1,1 Milliarden Euro mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten nur mit gut 900 Millionen Euro gerechnet. Die Streiks belasteten das Ergebnis der Lufthansa zufolge mit rund 70 Millionen Euro.
Dabei hatten Lufthansa ebenso wie Eurowings das Flugprogramm im Sommer schon wegen Engpässen an vielen Flughäfen ausdünnen müssen. Bodenmitarbeiter und Piloten legten den Flugbetrieb der Hauptmarke Lufthansa tageweise lahm - und setzten mit ihren Ausständen deutliche Gehaltserhöhungen durch. Im Oktober zogen die Piloten der deutschen Teilgesellschaft von Eurowings mit eigenen Streiks nach. Ihr derzeitiger Ausstand soll von Montag bis Mittwoch dauern.
Die Lufthansa-Führung zeigte sich mit ihrer verdoppelten Gewinnprognose dennoch zuversichtlich für 2022. So zeige die derzeitige Buchungslage eine weiterhin starke Nachfrage nach Flugreisen für die kommenden Monate. Zudem rechnet das Management mit einem weiteren Rekordergebnis bei Lufthansa Cargo. Die Frachtsparte hatte im Jahr 2021 einen bereinigten operativen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro erzielt - so viel wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Ihre vollständigen Quartalszahlen will Lufthansa am 27. Oktober vorlegen.
Eurowings streicht erneut etwa jeden zweiten Flug
Der Arbeitskampf bei der Fluggesellschaft Eurowings geht weiter. Am Dienstag werde etwa die Hälfte der Airline-Flüge nicht stattfinden, sagte ein Sprecher der Lufthansa-Tochter am Montag am Flughafen Köln/Bonn. Mit der dreitägigen Arbeitsniederlegung, die zum Wochenauftakt begonnen hat, will die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. Das Management von Eurowings lehnt bisher Nachbesserungen seines Angebots aber als wirtschaftlich nicht machbar ab. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 14 zusätzliche freie Tage, Eurowings bietet 10.
Finanzchef Kai Duve hatte am Montag am Flughafen Köln/Bonn berichtet, dass jeder Streiktag die Lufthansa-Tochter einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag koste. Dadurch gefährde der Streik Arbeitsplätze, warnte der Manager und betonte, dass man den Forderungen der Gewerkschaft schon weit entgegengekommen sei. So fordere diese auch eine Reduzierung der maximalen Wochen-Arbeitszeit um fünf Stunden und man biete ein Minus von drei Stunden. Derzeit beträgt die maximale Wochen-Arbeitszeit Firmenangaben zufolge 55 Stunden.
Grob gesagt 500 Flüge führt Eurowings jeden Tag durch, mit Schwankungen je nach Wochentag. Am Montag waren 240 von 488 Flügen ausgefallen. Den Düsseldorfer Airport traf es mit rund 100 am härtesten. Auch in Köln/Bonn, Stuttgart, Hamburg und Berlin gab es zahlreiche Ausfälle. Zwar bemüht sich Eurowings, die streikbedingten Lücken durch eigenes Personal und Flüge von Partnerfirmen zu stopfen. Dennoch dürfte die Lage am Dienstag ähnlich sein wie am Vortag. Bereits am 6. Oktober hatten es eine eintägige Arbeitsniederlegung gegeben. Dieses Mal sollen es drei Tage sein.
AUA-Bordpersonal streikt vorerst nicht
Bei den Austrian Airlines steht vorerst doch kein Streik an. "Wir führen derzeit intensive Gespräche und hoffen auf eine Annäherung", kommentiert Daniel Liebhart, Vorsitzender des vida-Fachbereiches Luftfahrt die aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen mit der AUA. Mit der Ankündigung einer Betriebsversammlung des Bordpersonals am Donnerstag sowie einer geplanten Abstimmung über Kampfmaßnahmen, über die der "Kurier" berichtete, kam wieder Bewegung in die Verhandlungen.
Die Betriebsversammlung am Donnerstag werde jedenfalls ab 9 Uhr durchgeführt, sagte der Gewerkschafter am Dienstag zur APA. Dort würden die AUA-Mitarbeiter über den Stand der Verhandlungen informiert. Die Dauer dieser Versammlung könne er derzeit nicht abschätzen. Daher sei es auch nicht möglich, die Auswirkungen auf den AUA-Flugplan abzuschätzen, teilt die AUA-Pressestelle mit.
So reagiert die Lufthansa-Aktie
Via XETRA gewinnen die Lufthansa-Aktien zeitweise 1,79 Prozent auf 6,70 Euro.
Tags zuvor waren sie kurz vor Schluss des Xetra-Handels um rund viereinhalb Prozent auf 6,778 und damit den höchsten Stand seit Mitte August gestiegen. Am Ende hatte allerdings nur ein Plus von knapp 1,6 Prozent auf 6,581 Euro auf dem Kurszettel gestanden.
Am Markt kamen die Nachrichten gut an. Analyst Sumit Mehrotra von der französischen Großbank Societe Generale (SocGen) nannte den aufgehellten Ausblick eine positive Überraschung und bezeichnete die Kennziffern zum dritten Quartal als insgesamt solide. Sein Kollege Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler lobte ebenfalls die höheren Jahresziele und sieht für die Airline-Branche gute Chancen für eine weitere Öffnung des asiatischen Raums im Jahr 2023 sowie fortgesetzte positive Trends im wichtigen US-Markt.
FRANKFURT / Köln (dpa-AFX) / APA
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